Und auch heute noch gibt es eine autochthone Rebsorte in diesem Teil Persiens, die sich Shirazi nennt. Allerdings ist es eine weiße Sorte. Ebenso wie die Sorten, die für Jaboulet Ainées Chevalier de Stérimberg verwendet werden, denn dies ist nicht etwa – wie die Auswahl des Namens nahelegen würde – ein reinsortiger Syrah, sondern vielmehr eine Cuvée weißer Rhône-Sorten.
Doch zurück zum Syrah. Denn so schön die Geschichte vom Kreuzritter auch sein mag, wahr ist sie nicht. Heute ist es , die genetische Abstammung von Rebsorten zweifelsfrei festzustellen. Wissenschaftler der University of California und der Forschungsanstalt Montpellier haben dann auch die Eltern des Syrah ermitteln können und diese stammen nicht aus dem heutigen Iran. Der Syrah ist eine Wildkreuzung der weißen Sorte Mondeuse Blanche und der roten Sorte Dureza. Die Mondeuse Blanche stammt aus den Savoyen und wurde 1999 in Frankreich gerade noch auf 5 Hektar angebaut. Sie gilt als säurestark und alterungsfähig, jedoch nicht unbedingt dazu geeignet, reinsortig ausgebaut zu werden. Noch seltener geworden ist die Dureza, die 1988 noch auf einem Hektar angebaut wurde und sehr spät reifende, rustikale Weine ergibt. In Bezug auf den Vergleich von Syrah und Shiraz konnte zweifelsfrei festgestellt werden, dass der Syrah und der australische, bzw. südafrikanische Shiraz genetisch identisch sind. Gibt es also überhaupt einen Unterschied zwischen diesen beiden Typen jener Sorte, die zu den großen und edlen Sorten der Welt gezählt wird?
Der Unterschied
Nun, der Unterschied liegt heute vor allem in der regional unterschiedlichen Verwendung des Namens und in einer anderen Form der Weinbereitung. Grob gesagt wird der Name Shiraz in Australien und Südafrika verwendet, während es in Europa und auch in den USA allgemein üblich ist, die Weine als Syrah zu bezeichnen.
Seit der australische Weinbaupionier James Busby die Sorte im Jahre 1833 in Australien einführte, wo sie zunächst Scyras hieß und erst später in Shiraz umgetauft wurde, keltert man aus ihr vornehmlich schwere, fruchtbetonte, dunkle Rotweine. Das könnte daran liegen, dass es in Australien zunächst üblich war, aufgespritete Weine zu produzieren, also Weine, deren Gärung durch Zugabe von Alkohol gestoppt wird um einen portweinähnlichen Stil zu erhalten. Auch wenn die Starkwein-Produktion deutlich in den Hintergrund getreten ist, gelten australische Weine auch heute allgemein als dicht, fruchtbetont und opulent. Dies wird nicht zuletzt durch die klimatischen Bedingungen hervorgerufen, die sich von denen der klassischen Syrah-Gebieten der Nord-Rhône deutlich unterscheiden. So fallen in einem der wichtigsten australischen Anbaugebiete für den Shiraz, dem Barossa und McLaren Valley ca. 450mm Niederschlag, während es an der Nord-Rhône mit 834mm fast doppelt so viel ist. Die Temperatur-Jahresmittel bei knapp 16° C im Barossa, an der Nord-Rhône dagegen sind es 11,7°C. Auch die Bodentypen unterscheiden sich deutlich, so dass sich schon durch das Mikroklima ein anderer Wein ergibt.
Neben der unterschiedlichen Reifung der Trauben, die in Australien alkoholreichere Weine hervorbringt, ist es jedoch vor allem der Kellerausbau, der den andersartigen Stil prägt. In europäisch geprägten Ländern ist es üblich, Syrah lange auf der Maische liegen zu lassen um die reichen Tannine aus der Schale zu ziehen. In Australien dagegen wird der Shiraz zur raschen Durchgärung in Fässer aus amerikanischer Eiche gelegt. Das Ergebnis ist ein fruchtbetonter Wein, dem eine deutliche Fruchtsüße eigen ist, dazu Geschmeidigkeit und Aromen von Vanille, Schokolade und Kokos. Syrah von der Nord-Rhône dagegen wirkt schlanker, da nicht unbedingt Holz bzw. neues Holz zum Ausbau verwendet wird, und mit Sicherheit kein amerikanisches. Hier geht es beim Einsatz von Holz seltener um die Aromatik des Holzes denn um die Lagerfähigkeit des Weins. So sind australische Shiraz deutlich eher trinkreif als ihre französischen Pendants, die nach der Abfüllung je nach Qualität des Weins gerne für einige Jahre im Keller verschwinden wollen weil der hohe Säure- und Tanningehalt stark adstringierend wirkt, so dass sich beim Verkosten im Mund alles zusammen zieht. Shiraz dagegen ist viel geschmeidiger und weicher.